Wie ist es, wenn man alt ist? Dies war eine der Fragen, die mich zu diesem Film über meine Großeltern führte. Indem ich sie genau in ihrem Alltag beobachtete, wollte ich verstehen, zu welchen Veränderungen das Altern sie gezwungen hat. Die körperlichen Schwächen meiner Großmutter und der geistige Verfall meines Großvaters formten ihre Beziehung immer mehr zu einer Symbiose, in der sie dachte und er handelte. Ohne einander wären sie verloren gewesen, doch gemeinsam konnten sie sich in ihrer Welt ohne Hilfe von außen zurecht finden. Die Arbeit an diesem Film gab mir die Möglichkeit, meinen Großeltern noch einmal nahe zu kommen, mich ihnen mit meiner ganzen Aufmerksamkeit zu widmen. Ich wollte ein Dokument dessen schaffen, was mir seit meiner Kindheit so lieb und vertraut war. Während der Dreharbeiten wurde mir klar, auf welch wackeligen Pfeilern ihr Überlebenssystem stand und die Sorge um meine Großeltern, und besonders meine Großmutter, machten meine Arbeit als Regisseurin sehr schwierig. Mein Konflikt zwischen der Rolle als Filmemacherin und Enkelin wurde immer spürbarer. Als Filmemacherin fragte ich nach, wo ich als Enkelin längst verstummt wäre, stellte in Frage, was ich nie angezweifelt hätte, suchte nach dem, was ich nie sehen wollte. Meine neue Rolle eröffnete mir mehr und mehr die Sicht auf die ?Frau? hinter meiner Großmutter und ließ mich ihre gelebten und unausgesprochenen Bedürfnisse erahnen.